Waidmannsprache

Das Fachvokabular der Jäger

Die Waidmannsprache, auch Jägersprache genannt, ist eine spezielle Ausdrucksweise, die von Jägern und im jagdlichen Umfeld genutzt wird. Diese traditionelle Fachsprache hat eine lange Geschichte und dient dazu, die Kommunikation unter Jägern zu präzisieren und Missverständnisse zu vermeiden. Sie ist reich an Begriffen, die das Verhalten, die Anatomie und das Umfeld von Wildtieren beschreiben. Hier stellen wir Ihnen einige zentrale Begriffe der Waidmannsprache vor.

Wild und seine Merkmale

  • Schalenwild: Hierunter fallen alle Paarhufer wie Reh-, Rot- und Schwarzwild.
  • Hirsch: Der Begriff bezeichnet männliches Rotwild. Ein weiblicher Hirsch wird als Kuh oder Hirschkuh bezeichnet.
  • Geweih: Die Gehörne von Hirschen werden als Geweih bezeichnet. Man spricht von einem Kronengeweih, wenn der Hirsch ein besonders prächtiges Geweih trägt.
  • Frischling: Ein junges Wildschwein, das noch keine 12 Monate alt ist.
  • Brunft: Die Paarungszeit des Wildes, z.B. die Hirschbrunft oder Rehbrunft.

Jagd und Jagdausrüstung

  • Büchse: Ein Gewehr mit gezogenem Lauf, das für die Jagd auf Schalenwild verwendet wird.
  • Flinte: Eine Schusswaffe mit glattem Lauf, die vorwiegend für die Vogeljagd genutzt wird.
  • Kirrung: Ein Futterplatz, an dem das Wild angelockt wird.
  • Anschuss: Die Stelle, an der das Wild getroffen wurde. Hier sucht der Jäger nach Hinweisen wie Blut oder Haaren, um die Nachsuche zu beginnen.

Verhaltens-beschreibungen

  • Sichern: Das Verhalten eines Tieres, wenn es seine Umgebung aufmerksam beobachtet und nach möglichen Gefahren absucht.
  • Fluchten: Das schnelle Weglaufen des Wildes vor einer vermeintlichen Gefahr.
  • Äsen: Das Fressen von Pflanzen durch das Wild.
  • Schrecken: Ein Warnruf des Rehwildes bei Gefahr.

Erfolgreiche Jagd

  • Überläufer: ein Stück Schwarzwild im zweiten Lebensjahr
  • Erlegen: Das erfolgreiche Schießen und Töten eines Wildtieres.
  • Strecke legen: Das ritualisierte Auslegen des erlegten Wildes nach einer Jagd.
  • Bruch: Ein Zweig, der als Zeichen des Jagderfolges und Respekt vor dem Wild verwendet wird. Er wird oft mit Blut benetzt und auf die Wunde des erlegten Tieres gelegt.

…weiter geht’s

  • Überläufer: ein Stück Schwarzwild im zweiten Lebensjahr
  • Der Dachs schlägt den Hund: wenn der Dachs einem Hund eine Verletzung zufügt
  • Kirchgang: ein Rothirsch wechselt (geht) von der Wiese in den Wald
  • Der Hirsch orgelt: ein Rothirsch lässt seinen Brunftschrei erklingen
  • Perückenbock: eine abnorme Veränderung des Gehörnes eines Rehbockes
  • Im Bett: Ruhestelle des Schalenwildes mit Ausnahme des Schwarzwildes
  • Das Reh zeigt seinen Spiegel: der Achtersteven des Rehwildes
  • Das Morgengebet: bei Sonnenaufgang legen die Birkhähne plötzlich eine Pause in der Balz (Paarungszeit) ein.

Respekt und Tradition

Die Waidmannsprache spiegelt den tiefen Respekt der Jäger vor der Natur und dem Wild wider. Sie hat nicht nur praktischen Nutzen, sondern auch eine kulturelle Dimension. Viele Begriffe und Rituale, wie das Blasen des Jagdhorns oder das Anlegen eines Bruches, haben sich über Jahrhunderte entwickelt und sind Ausdruck der jagdlichen Tradition und Ethik.

Waidmannsprache

Einblick in das Jagdjargon

Die Waidmannssprache, auch Jägersprache genannt, ist ein spezieller Jargon, der sich aus Fachwörtern des jagdlichen Brauchtums zusammensetzt. Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen „Waidewerg“ ab, was „jagdgemäß“ bedeutet. Es gibt zwei Schreibweisen: „Waidmannsprache“, vorwiegend in Süddeutschland, und „Weidmannssprache“, häufiger in Nord- und Mitteldeutschland. Die genauen historischen Gründe für diese Unterschiede sind vielfältig und in der Literatur unterschiedlich beschrieben.

Regionale Vielfalt und historische Wurzeln

Die Ausdrücke der Waidmannssprache sind oft regionalspezifisch und seit Jahrhunderten in Gebrauch. Einige Begriffe haben ihren Weg in die Alltagssprache gefunden, wie „jemandem eins hinter die Löffel geben“, „wissen, wie der Hase läuft“, „zur Strecke bringen“ und „das ist mir durch die Lappen gegangen“.

Ursprünglich diente die Waidmannssprache der präzisen Beschreibung von Naturbeobachtungen und Zeichen des Wildes. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sie sich zur Zunftsprache der Berufsjäger, zunächst auf die Rotwildjagd, Jagdhunde, Falknerei und Vogelfang beschränkt. Erst im 17. und 18. Jahrhundert wurden Begriffe der Niederwildjagd integriert.

Aberglaube und Jagdkultur

Einige Theorien führen die Jägersprache auf Aberglauben zurück. Man glaubte, dass klare Worte und Absichten den Wald und das Wild vorwarnen könnten, weshalb Jäger Ersatzworte wie „Meister Petz“ für den Bären nutzten. Die Pflege dieser Sprache gehört zum jagdlichen Brauchtum und dient der exakten Verständigung unter Jägern.

Jägerlatein und Sprachwitz

Wie Anglerlatein für Angler gibt es für Jäger das Jägerlatein. Hierbei handelt es sich um übertriebene Geschichten, oft humorvoll und ohne hohen Wahrheitsgehalt, die meist Unkundige in die Irre führen sollen. Bekannte fiktive Kreaturen aus diesen Erzählungen sind der Rasselbock und der Wolpertinger.

Beispiele

Etwa 12.000 jägersprachliche Begriffe sind im deutschen Sprachgebrauch verankert.

„Der steckt noch in seinem Bau“: Jemand ist noch zu Hause. Ursprung: Der Fuchs steckt in seinem Bau, wenn er unter Tage ist.

„Durch die Lappen gehen“: Jemand entkommt. Ursprung: Bei der Lappjagd lenkte man das Wild mit an einer Schnur befestigten Lappen.

„Einen hinter die Löffel geben“: Eine Ohrfeige verteilen. Ursprung: Löffel sind die Ohren der Hasen.

„Der hat Wittrung aufgenommen“: Jemand hat eine Fährte aufgenommen. Ursprung: Wittrung bezeichnet den Geruch, den Wild und andere Lebewesen hinterlassen.

„Der beschickt nichts“: Jemand bringt nichts fertig. Ursprung: Beschicken bedeutet, Futter zu einer Wildfütterung zu bringen.

Praktische Anwendung und Bedeutung

Wenn Jäger diese Begriffe nutzen, wissen sie sofort, was gemeint ist. So wird beispielsweise beim „Blasen der Sauen“ eine Lautäußerung bei Gefahr beschrieben, und nicht etwa das Nutzen eines Jagdhorns durch Wildschweine. Die Waidmannssprache ist somit ein klarer Ausdruck der besonderen Kultur und Tradition der Jägerschaft.